Rohstoff – Geschichte

12. Juli 2016 Unser digitales Archiv an der Geologischen Bundesanstalt Posted In: Allgemein

Über 8.000 Dokumente im digitalen Langzeitarchiv der GBA

NS-Passierschein von Otto Oppolzer. Ebenfalls in der Sammlung: Nicht beantwortete Anfrage nach dem sog. 'Ariernachweis' des jüdisch stämmigen Ingenieurs. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Oppolzer.

NS-Sonderausweis von Otto Oppolzer. Ebenfalls in der Sammlung: Nicht beantwortete Anfrage nach dem sog. ‚Ariernachweis‘ des jüdisch stämmigen Ingenieurs. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Oppolzer.

Eines der zentralen Ziele des Projekts „Rohstoff Geschichte“ war, historische Quellen zur Geschichte von 100 Jahren Erdöl und Erdgas in Österreich aus inoffiziellen Archiven zu bergen und digital einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

In Kooperation mit unserem wichtigsten wissenschaftlichen Projektpartner, der Geologischen Bundesanstalt (GBA), wurde eine Lösung zur digitalen Langzeitarchivierung entworfen. Zum Projektabschluss wurden im Frühjahr 2016 ca. 8.000 Datensätze in die digitalen Langzeitarchive der GBA eingespeist und über ein Findbuch erschlossen.

Die Sammlung umfasst Fotografien, aber auch zahlreiche schriftliche Dokumente von zum Teil zeithistorischem Wert.

So konnten etwa große Teile des Privatarchivs von Richard Keith van Sickle oder auch von Otto Oppolzer in die digitale Sammlung aufgenommen werden.

Aus Nachlässen wie diesen kann künftig zur Kultur- und Technikgeschichte der Erdölindustrie im Wiener Becken gearbeitet werden.

Das Findbuch: Dokumentation und Recherchetool

Titelblatt des sowohl digital, wie in gedruckter Form erhältlichen Findbuchs. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA.

Titelblatt des Findbuchs. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA.

Die Quellen sind über ein Findbuch recherchierbar. Das Recherchetool ist online über die GBA verfügbar, in gedruckter Form (= Berichte der Geologischen Bundesanstalt Bd. 116) liegt es an allen einschlägigen, wissenschaftlichen Bibliotheken auf.

Ca. 750 Schlagworte von ‚Arbeit an der Sonde‘ über ‚Bitumengesetz‘, ‚Gaskraftwerk Neusiedl‘, ‚Ölwasserfall‘ bis hin zu ‚Zugtiere im Ölfeld‘ verweisen im Detail auf einzelne Sammlungsbestände. Diese können dann online an der GBA über die Fachabteilung Bibliothek, Verlag und Archiv bestellt werden (www.geologie.ac.at).

Alle Daten sind für Wissenschaft, Forschung, Bildung und Publikation frei nutzbar. Einverständniserklärungen der Leihgeber liegen an der GBA auf. Einige Quellen der Sammlung sind auch in materieller Form in die Archive der GBA aufgenommen worden.

Die Bestände: Fotografien und schriftliche Quellen

Titelblattcollage de Findbuchs aus unterschiedlichen Sammlungen. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte

Titelblattcollage des Findbuchs aus unterschiedlichen Sammlungen. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte.

Insgesamt wurden zwölf Sammlungen aus meist privater Hand ins digitale Archiv eingespielt. Zahlreiche Bild- und Schriftdokumente von Pionieren des österreichischen Öls, von Richard Keith van Sickle, Otto Oppolzer, János Siklósi, aber auch reiche Fotobestände aus dem Umfeld des ÖMV-Fuhrparks Prottes sowie aus der privaten Sammlung des ehem. ÖMV-Vorstandsdirektors Richard Tlustos.

Aus dem Archiv Zistersdorf konnten einige historische Zeitungen sowie Quellen aus der Schulchronik übernommen werden.

Besonderes Augenmerk verdienen auch die Sammlungen von engagierten, einfachen Arbeitern oder Angestellten, von fotografierenden Feuerwehrleuten wie Franz Buchhammer, von begeisterten RAG-Mitarbeitern wie Karl Hartmann, sowie von Dokumentaristen der Ölfelder im Wiener Becken wie Alexander Goth.

 z.B. Sammlung Hartmann

Collage des ehem. RAG-Mitarbeiters Karl Hartmann. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Hartmann.

Collage des ehem. RAG-Mitarbeiters Karl Hartmann. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Hartmann.

Bis zu seinem Tod im Sommer 2016 hat der ehem. RAG-Mitarbeiter Karl Hartmann die Erdölgeschichte seiner Heimatgemeinde Zistersdorf dokumentiert: mit der Foto- und Filmkamera, vor allem aber in aufwendig und liebevoll gestalteten Collagen.

In regelrechten Kunstwerken der Erinnerung werden eigene mit fremden Quellen zusammengefügt.

z.B. Sammlung Buchhammer

Kontrolliertes Abbrennen eines Ölsees im Wiener Becken. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Buchhammer.

Kontrolliertes Abbrennen eines Ölsees im Wiener Becken. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Buchhammer.

Franz Buchhammer war über 30 Jahre bei der ÖMV-Betriebsfeuerwehr im Zentralen Tanklager Lobau beschäftigt. Als ambitionierter, professioneller Fotograf hat er die Entwicklung des Tanklagers und der Feuerwehr akribisch dokumentiert.

Außerdem finden sich in seiner Sammlung historische Dokumente unterschiedlicher Provinienz zur Kriegsgeschichte des Zentralen Tanklagers und der Raffinerien im Raum Lobau und Schwechat.

z.B. Sammlung Goth

Detailaufnahmen der Rekordbohrung Zistersdorf Übertief 2A. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Goth.

Detailaufnahmen der Rekordbohrung Zistersdorf Übertief 2A. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Goth.

Der Geologe Alexander Goth hat über viele Jahrzehnte hinweg die technische Infrastruktur der Erdölindustrie im Weinviertel fotografisch dokumentiert.

Weit über 1000 Fotografien konnten ins digitale Archiv übernommen werden.

Die Fotosammlung zeichnet sich durch einen enormen Grad an geografischer und technischer Information aus. Nahezu jede fotografierte Anlage ist mit Informationen zum Ort und zu technischen Details versehen.

z.B. Sammlung Archiv Zistersdorf

Aus der Schulchronik Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Archiv Zistersdorf.

Aus der Schulchronik Zistersdorf 1930. Quelle: GBA-Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Archiv Zistersdorf.

Unter der Leitung des ehem. Gymnasialprofessors und Historikers Dr. Rudolf Streihammer werden im Stadtarchiv Zistersdorf auch Dokumente zur Erdölgeschichte der Region verwahrt.

Besonders schöne Stücke stammen aus einer Zeitungen- und Chroniksammlung vom Beginn des Erdölbooms am Steinberg.

Quellen dauerhaft gesichert und betreut

Ölverschmierte Arbeiter der ÖMV. Quelle: GBA Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Tlustos.

Ölverschmierte Arbeiter der ÖMV. Quelle: GBA Archiv, Rohstoff Geschichte, Sammlung Tlustos.

Die Sammlung des Projekts „Rohstoff Geschichte“ ist damit an der größten und bedeutendsten geowissenschaftlichen Forschungsinstitution Österreichs vertreten.

Eine zuverlässige Speicherung und Wartung der digitalen Daten sowie die wissenschaftliche Betreuung von Rechercheanfragen ist dauerhaft gesichert.

Insbesondere für die sehr heterogenen, mitunter ungewöhnlichen Quellen aus der Sammlung „Rohstoff Geschichte“ besteht an der GBA mit ihren reichen Beständen an Quellen zu allen bekannten und unbekannten Facetten der Geschichte der Rohstoffe in Österreich ein idealer Forschungszusammenhang.