Rohstoff – Geschichte

17. September 2014 Sonde Gaiselberg 1 der RAG – Öl und Gas seit 80 Jahren Posted In: Allgemein

Rekord im Weinberg

 

Weinstöcke und Bohrtürme im Feld Gaiselberg, 1940er. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, Sammlung RAG.

Weinstöcke und Bohrtürme im Feld Gaiselberg, vermutlich 1940er Jahre.
Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, Sammlung RAG.

Südwestlich von Zistersdorf liegt unter Äckern und Weinstöcken das Ölfeld Gaiselberg. Mit der 1938 durch die Rohoel-Gewinnungs A.G. (RAG, heute Rohöl-Aufsuchungs AG) eröffneten Bohrung Gaiselberg 1 befindet sich hier eine der ältesten noch immer wirtschaftlich betriebenen Erdölsonden der Welt.

Die lange Erfolgsgeschichte des Feldes Gaiselberg hängt einerseits an der geologischen Situation am Steinbergbruch, sie hängt aber auch an der wissenschaftlich-technischen und unternehmerischen Bereitschaft, derart spezielle Lagerstätten langfristig zu erschließen.

Bohrprofil von Gaiselberg 1

 

Ausschnitt aus dem Bohrprofil von Gaiselberg 1. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA-Archiv.

Ausschnitt aus dem Bohrprofil von Gaiselberg 1.
Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA-Archiv.

Geologisches und paläontologisches Wissen, technische Messwerte und die praktische Erfahrung der Bohrleute führen hier zusammen zu einem Modell der Tiefe.

Fossile Zeugnisse, aktuelle Bohrmeter, sinnliche Beschreibungen („graugrün, stark glimmrig“…), griechische und lateinische Fachbegriffe längst ausgestorbener Pflanzen und Tiere („Foraminiferen“…) stehen auf dem Protokollbogen unvermittelt nebeneinander und bestimmen gemeinsam die Lage der geologischen Horizonte.

Das Schlumberger-Verfahren

 

Schlumbergermessprotokoll von Gaiselberg 1. Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA-Archiv.

Schlumbergermessprotokoll von Gaiselberg 1.
Quelle: Archiv Rohstoff Geschichte, GBA-Archiv.

Seit den 1930er Jahren werden elektrische Widerstände im Bohrloch gemessen, im so genannten Schlumberger-Verfahren. Zahlreiche weitere geophysikalische Methoden werden folgen.

Im Fall der Bohrung Gaiselberg 1 zeigt das handcolorierte Messprotokoll deutlich die Anzahl und Lage zahlreicher Ölhorizonte. Der Steinbergbruch, die mit insgesamt achttausend Metern tiefste unterirdische Bruchsituation im Alpen-Karpatenbogen wird auch als besonders vielschichtige geologische Lagerstätte erkennbar.

Sonde in Produktion

 

Wöchentlicher Bohrreport von 1938. Quelle: RAG-Archiv.

Wöchentlicher Bohrreport von 1938.
Quelle: RAG-Archiv.

Auch eine Rekordsonde geht zunächst unauffällig in Betrieb. Laut Bohrrapport sind am 25. Juli 1938 die Vorarbeiten beendet und „26.120 l, wovon 20 % Spülung“ werden gefördert.

Kurz danach muss die Sonde noch einmal verschlossen werden, noch ist keine „Pipe-line“ zum Abtransport verlegt.

Grubenfeld

 

Verleihungsurkunde zum Grubenfeld Gaiselberg. Quelle: RAG-Archiv.

Verleihungsurkunde zum Grubenfeld Gaiselberg.
Quelle: RAG-Archiv.

Am 15. August 1938 wird der Rohoel-Gewinnungs A.G. vom Revierbergamt St.Pölten das „Grubenfeld“ rund um die Bohrung Gaiselberg 1 verliehen: gesetzliche Bedingung für das Unternehmen, hier weiter fördern zu dürfen.

Doch in erster Linie profitiert die NS-deutsche Kriegswirtschaft. Das Feld Gaiselberg wird massiv entwickelt, insgesamt mehr als eine Million Tonnen Öl wird hier bis 1945 produziert.

Langfristiger Erfolg

 

75 Jahre Gaiselberg 1: Gruppenbild der RAG-Prominenz mit OPEC-Generalsekretär Abdallah Salem El-Badri (7.v.r.) Quelle: Archiv RAG.

75 Jahre Gaiselberg 1: Gruppenbild der RAG-Prominenz mit OPEC-Generalsekretär Abdallah Salem El-Badri (7.v.l.)
Quelle: Archiv RAG.

Die Übernutzung der Kriegsjahre führte zu zahlreichen Problemen. Ein Wassereinbruch aus der benachbarten Sonde Gaiselberg 6 hätte beinahe schon 1940 die Sonde Gaiselberg 1 wieder stillgelegt. Die Bohrrapporte vermerken monatelange Reparaturarbeiten.

Seither ist die Sonde Gaiselberg 1 in Betrieb, wirtschaftlich selbst bei einem Salzwasseranteil von mittlerweile 97 Prozent. Insgesamt 126.000 Tonnen Öl und 6,5 Millionen Kubikmeter Gas wurden bis zum feierlichen Jubiläum im August 2013 von der RAG aus dieser einen Bohrung gefördert.

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