Gasausbruch bei Matzen 4
Mehrfach brennt Anfang der 1950er Jahre im Wiener Becken die Erde. Es kommt zu gewaltigen Gasexplosionen.
Bei der Erschließung des Ölfelds Matzen – mit einem ursprünglichen Lagerstätteninhalt von 190 Mio. Tonnen das damals größte in Europa – durch die Sowjetische Mineralölverwaltung (SMV) tun sich riesige Krater auf. Ganze Bohranlagen versinken im Untergrund. Bis zu 100 Meter hohe Feuersäulen sind bis Wien zu sehen.
Lido Matzen
In privaten Fotoalben finden wir Zeitzeugnisse, die auf einen pragmatischen, ja völlig unerschrockenen Umgang mit diesen Unfällen schließen lassen.
Schon wenige Jahre nach dem katastrophalen Ausbruch der Sonde Matzen 4 nutzen Jugendliche das mit fossilem Salzwasser vollgelaufene Gelände des Kraters als Badestrand.
Der Freizeitwert der Katastrophe
Der berühmte „Matzener Sand“ ist hier nicht mehr nur fossile Lagerstätte. Als feiner Sandstrand, als „Lido Matzen“ ist er mondäner Bestandteil jugendlicher Biografien und der familiären Erinnerung.
Noch heute schwärmen ehemalige Badegäste in der Geschichtswerkstatt vom tiefblauen Wasser in der Mitte des Kraters.
Gegenwart als Biotop
Landschaft verändert sich schnell, wenn sie sich selbst überlassen wird. Weder die Katastrophe, noch das Badeparadies sind heute am Ort von Matzen 4 zu erkennen.
Nur noch die Form des Teiches mag verraten, dass hier mehr vorliegt, als ein gewöhnlicher Baggersee: Ein Denkmal der Geologie-, der Industrie-, der Zeit- und der Kulturgeschichte Österreichs.
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